Ein Feuerskulpturprojekt für das Jugendzentrum Second Home
BRÜGGEN. Ein sonniger Ferientag beginnt. Etwas braut sich zusammen
im Jugendzentrum Second Home. Auf dem Schulhof hinter dem Jugendzentrum stapeln
sich Einwegpaletten, diverses Restholz und es liegen Sägen, Nägel, Schrauben
und unzählige Werkzeuge bereit. So langsam trudeln die Kids und Jugendlichen im
Alter von 11- 23 Jahren ein. Die Neugier ist groß als Johannes Lührs vom
Feuerpädagogik e.V. aus Dortmund endlich den Startschuss gibt:
Heute wird eine
Feuerskulptur gebaut.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde geht es direkt an das
Bauen. Doch nicht etwa mit Holz! Johannes legt eine Packung Spaghetti und zwei Tüten „Marshmallows“ bereit. Zwei
Gruppen kämpfen in den nächsten 20 Minuten darum, aus diesem besonders
schmackhaften Material den höchsten Turm zu konstruieren. Gute Absprachen,
richtige Materialeinschätzung und viel Fingergefühl sind notwendig. Der Turm,
der dem Eiffelturm nachempfunden ist, und am Ende ca. 1,20m misst, fällt in der
letzten Sekunde in sich zusammen, so dass die standsichere raketenähnliche
Skulptur mit 1,15m Höhe den knappen Sieg davon trägt. Gewonnen haben jedoch
beide Gruppen. Denn aus der anschließenden Reflexion lassen sich wichtige
Erkenntnisse für den Bau der Feuerskulptur ziehen:
- Wir müssen uns gut miteinander absprechen
- Wir müssen gut zusammenarbeiten und die Arbeiten
gut aufteilen
- Wir brauchen einen stabilen Fuß für die Skulptur
- Wir müssen gute Materialkenntnis haben.
Das Material &
die Vorplanung
Gemeinsam wird nun das Brenn-Material gesichtet, welches zu
großen Teilen liebenswerterweise vom Brüggener Bauhof zur Verfügung gestellt
worden ist. Ist das Holz behandelt? Kann man es gefahrlos anzünden? Wie viel steht wovon zur Verfügung?


Mit dem
Wissen um das Material und das notwendige Teamplay geht es an die Produktion
von kleinen individuellen Skizzen für die große gemeinsame Feuerskulptur. Ziel:
Ein Maskottchen für das Jugendzentrum soll erfunden werden. Am Ende eines
demo-kratischen Entscheidungsprozesses nach den Kriterien der Umsetzbarkeit und der
möglichen Identifikation mit der Figur stehen am Ende zwei Entwürfe zur engeren
Wahl. Ein Einhorn und ein Ritter mit Schild und Schwert namens Manfred. Die
Jugendlichen begründen ihre Auswahl und erzeugen Gänsehaut beim Anleiter
Johannes: „Wir finden das Einhorn am passendsten, weil das Jugendzentrum für
und ein magischer Ort ist, an dem wir so sein können wie wir wirklich sind“, so
eine Teilnehmerin. Weiter allerdings auch zum Ritter: „Burgi, das Brüggener Maskottchen,
braucht endlich Unterstützung! Einen starken Ritter, der uns beschützen kann!“
Es wird immer deutlicher, dass die Jugendlichen das Jugendzentrum Secondhome
als eine Art Schutzraum sehen. „Alles Indizien für eine sehr gute Jugendarbeit“
befindet Johannes Lührs und lobt damit die Leiterin des „Second Home“ Gabriele
Wintraken für ihren unermüdlichen Einsatz. Aber auch Gariele Wintraken möchte
den Jugendlichen die Entscheidung für ihr Maskottchen nicht abnehmen.
Die Entscheidung für
das Maskottchen
„Wir haben DIE Idee!“ kommt es plötzlich aus den Mündern der
Jugendlichen. „Wir bauen einfach den Ritter Sir Manni auf dem Einhorn sitzend.
Die Begeisterung schwappt schnell auch auf die Erwachsenen über. Alle können
sich mit dieser Doppelfigur identifizieren. Einziges Problem: Wir haben nur 3,5
Stunden Zeit für den Bau. „Wir schaffen das!“ ist trotzdem die einhellige
Meinung und die motivierten Jugendlichen müssen überzeugt werden, dass jetzt
trotzdem erst einmal Zeit für eine kleine Mittagspause bei Bockwürstchen ist.
Der Bau

Nach der kurzen Pause geht es los: Sägespähne fliegen durch
die Luft, es wird von Jungen und Mädchen gleichermaßen gehämmert und geschraubt
und schon bald steht der Rumpf des Einhorn mit den vier Beinen. Andreas,
Waldpädagoge und gleichzeitig Sohn von Leiterin Gabriele, hilft tatkräftig mit
und schnitzt schon einmal ein Schwert für Ritter Manfred und das glücksbringende
Einhorn-Horn. Die Temperaturen steigen und der Schweiß läuft bei gefühlten 40
°Grad im Schatten aus allen Poren. Nur kleine Trinkpausen werden gemacht, denn
die Skulptur soll ja fertig werden! Selbst die drei jüngsten der TeilnehmerInnen
(11 Jahre) können nicht aufhören, ehe der Ritter endlich auf seinem Einhorn sitzt
und die Mähne und der Schweif mit dekorativen Luftschlangen ausgestattet wurde.
Der Abbrand
Endlich ist es vollbracht! Die Jugendlichen sitzen stolz vor
ihrem „Sir Manni auf dem Einhorn“. Erste Bedenken werden laut: „Sollen wir den
wirklich anzünden? Der ist sooo cool geworden!“
Nichtsdestotrotz
ermuntert Johannes die Jugendlichen zu einer
letzten Aufgabe, für die nocheinmal hohe Konzentration erforderlich ist: Das
gemeinsame Anzünden der Skulptur. Doch zunächst schreiben die Jugendlichen noch
ihre geheimen Wünsche auf einen Zettel, die an „Sir Manni mit dem Einhorn“
geheftet werden, auf dass sie mit der Verbrennung in Bälde in Erfüllung gehen
sollen.
Der große Moment kommt schneller als gedacht. Im Kreis und
in völliger Stille stellen sich die Jugendlichen mit Fackeln um die Skulptur
und zünden sie mit viel Ruhe und Bedacht an. Es knackt, zischt und lodert wie
wild. Unter den nicht zu

unterdrückenden Ausrufen des Erstaunens wird
registriert wie sich nach und nach die ganze Skulptur entzündet, bis
schließlich auch das Schwert und das Einhorn-Horn lichterloh brennen und nach
und nach in Rauch aufgehen. Am Ende bleibt lediglich ein kleiner Haufen Asche,
doch unausgesprochen wissen alle:
„Sir Manni und sein Einhorn sind jetzt da! Unsere
Erfahrungen kann uns niemand nehmen!“